20. Deutsches und 30. Mitteldeutsches Münzsammlertreffen in Dresden

Ein Rückblick

Das diesjährige Münzsammlertreffen fand vom 9. bis 11. Juni 2023 in Dresden statt. Nach 1996, 2000, 2006 und 2013 waren der Numismatische Verein zu Dresden (NVzD) gemeinsam mit dem Münzkabinett der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) bereits ein fünftes Mal für das Mitteldeutsche und ein zweites Mal für das Deutsche Münzsammlertreffen Gastgeber. Anlass war das 150jährige Jubiläum des NVzD, der am 11. Januar 1873 gegründet worden war. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Numismatik in Sachsen. Kurfürstentum – Königreich – Freistaat“ und beleuchtete zahlreiche, nicht nur numismatische Aspekte der sächsischen Landes- und Vereinsgeschichte.  Die Schirmherrschaft übernahmen der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden, Dirk Hilbert sowie die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Prof. Dr. Marion Ackermann.

Das vielversprechende Vortragsprogramm fand sowohl im Dresdner Residenzschloss als auch im Saal Mauersberger mit Catering an der Kreuzkirche statt. Neben der Dauerausstellung des Münzkabinetts sowie der aktuellen Sonderausstellung „Pest, Cholera und Corona – Epidemien gestern und heute“ hatte der NVzD im Vorfeld eine eigene kleine Sonderschau organisiert. In der Bibliothek des Münzkabinetts präsentierten Mitglieder und Freunde des NVzD in Kooperation mit der Sächsischen Numismatischen Gesellschaft persönliche Lieblingsstücke aus verschiedenen Sammelgebieten sowie Medaillen aus der Vereinsgeschichte und Sammlertreffen. Neben Münzen und Medaillen aus Sachsen zeigte die kleine Exposition u.a. Münzen der kleinen britischen Inseln und aus Kuba, aber auch Spardosen, Porzellanmedaillen und Auszeichnungen der besonderen Art. Besonders hervorgehoben sei an dieser Stelle die Vitrine des Dresdner Ehrenmitgliedes und langjährigen Vereinsvorsitzenden Dr. Björn-Gunnar Haustein. Er präsentierte über 50 Medaillen sowie einige Publikationen des NVzD und lieferte damit einen spannenden Einblick in 150 Jahre Vereinsgeschichte. Weitere Veranstaltungen wie der Besuch der Wettiner Gruft in der Hofkirche, des DenkRaumes Sophienkirche, der Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und natürlich der Austausch beim gemeinsamen Abendessen rundeten das Programm ab.

Vereinsausstellung in der Bibliothek des Münzkabinetts

Vereinsausstellung in der Bibliothek des Münzkabinetts

Die Begrüßung der Teilnehmer durch die Prof. Dr. Marion Ackermann sowie die Verleihung des Eligiuspreises am Freitag mit anschließendem Sektempfang fanden im barocken Ambiente des Kleinen Ballsaales im Dresdner Residenzschloss statt. Die Präsidentin der Deutschen Numismatischen Gesellschaft (DNG), Dr. Barbara Simon, überreichte dem diesjährigem Preisträger Ulf Dräger, Leiter des Landesmünzkabinetts Sachsen-Anhalt, die begehrte Eligius-Medaille. Anschließend folgte die Laudatio des Vorsitzenden des NVzD, Matthias Grimm im Hans-Nadler-Saal sowie der Vortrag des Preisträgers mit dem Thema 350 Jahre Moneta Nova Argentea aus der Moritzburg in Halle.

Eröffnung im Kleinen Ballsaal

Eröffnung im Kleinen Ballsaal

Verleihung des Eligiuspreises an Ulf Dräger

Verleihung des Eligiuspreises an Ulf Dräger

Nach der Begrüßung am Samstag durch Matthias Grimm und der Eröffnung des Sammlertreffens durch Dr. Barbara Simon führte Vereinsmitglied Mario Weidner durch die wechselvolle Geschichte des Numismatischen Vereins zu Dresden. 1873 legten die Gebrüder Erbstein den Grundstein für die erste rein numismatische Vereinigung in Dresden, aus der 1908 der Numismatische Verein hervorging. Dieser setzte auch die erfolgreiche Tradition der Zusammenarbeit mit dem Münzkabinett Dresden und den Austausch unter den Dresdner und internationalen Numismatikern fort. Die Durchführung von Münzauktionen sowie die Herausgabe von Medaillen und bis heute zitierten numismatischen Publikationen durch die Mitglieder sorgten zudem für die internationale Bekanntheit des Vereins. Mit dem Ende des zweiten Weltkriegs und seinen wirtschaftlichen, politischen und personellen Auswirkungen kam auch für mehr als ein Jahrzehnt das Aus für die Dresdner Numismatik, die sich erst im Jahre 1959 mit der Gründung der Kreisfachgruppe Numismatik Dresden und der Rückführung der Dresdner Sammlungen aus der UdSSR wieder zu erholen anfing. Obwohl die Kreisfachgruppe Numismatik im Deutschen Kulturbund der DDR kein eigenständiger Verein im heutigen Sinne war, so wirkten in ihr doch die Münzfreunde des vormaligen Numismatischen Vereins weiter und aus ihr generierten sich auch die Mitglieder, die sich im Jahre 1990 zur Neugründung des Numismatischen Vereins zu Dresden zusammenfanden. Dr. Frank Berger vom Historisches Museum Frankfurt sprach über das Einkommen von Dichtern, Denkern (und Numismatikern) im Sachsen der Goethezeit. Hierbei wurden sowohl Einkommen, Ausgaben, Lebensverhältnisse und Finanzstruktur von Goethezeit und Gegenwart ausgewertet, als auch die finanziellen Verhältnisse einiger berühmter Persönlichkeiten wie Johann Gottlieb Fichte oder Carl Maria von Weber beleuchtet. Jan-Erik Becker vom Dresdner Münzkabinett verschaffte den Zuhörern einen intensiven Einblick in die Geschichte der Dresdner Münzstätte, welche erstmals 1414 in einer Urkunde Landgraf Friedrichs IV. von Thüringen erwähnt wurde. Bis zur Verlegung des Münzbetriebs nach Muldenhütten bei Freiberg im Jahre 1887 war die Münze in Dresden die Hauptprägestätte Sachsens. Daran anknüpfend stellte uns Dr. Rainer Grund, Direktor des Münzkabinetts a.D., den Medailleur Max Barduleck sowie sein umfangreiches Schaffen genauer vor. Barduleck war u.a. von 1865 bis 1911 als Münzgraveur, Medailleur und Stempelschneider an der sächsischen Staatsmünze tätig und schuf darüber hinaus zahlreiche Prägemedaillen, sodass sein Oeuvre über 200 Stück umfasst. Der Künstler, welcher dieses Jahr seinen 100. Todestag hat, gehört mit seinem umfangreichen Werk zu den wichtigen Stempelschneidern des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts in Sachsen. Der NVzD hat aus diesem Anlass eine Medaille herausgegeben, die separat vorgestellt wird.

Numismatiker im regen Austausch

Numismatiker im regen Austausch

Prof. Dr. Arnold, Direktor des Münzkabinetts a. D. und Ehrenmitglied des NVzD, konnte leider nicht persönlich anwesend sein. Dr. Mirko Schöder übernahm in Vertretung seinen Vortrag über die Entwicklung des Wappens auf den sächsischen Münzen vom 15. Jahrhundert bis zum Freistaat. 1738 erreichte der kursächsische Wappenschild mit 28 Feldern seinen größten Umfang und wurde in den darauffolgenden Jahrzehnten deutlich reduziert.  Die offizielle Beschreibung des heutigen Wappens gemäß der Verfassung des Freistaates Sachsen lautet: im neunmal von Schwarz und Gold geteilten Feld ein schrägrechter grüner Rautenkranz. Anschließend stellte Dr. Johannes Eberhardt vom Münzkabinett Berlin das Dresdener Musikleben im Medaillenfokus in einer sehr erfrischenden und futuristischen Art und Weise vor. Passend dazu überraschte er das Publikum mit zwei Medaillenstempeln von Carl Reinhard Krüger zu einer Medaille auf Carl Maria von Weber von 1825 sowie mit zwei Bleiabschlägen, die er im Auftrag als Schenkung über den NVzD an das Dresden Münzkabinett gab. Durch einen glücklichen Zufall wurden diese Stempel Anfang der 1990er Jahre von Dr. Gunter Quarg aus Darmstadt erworben und fanden in dankenswerter Weise nun den Weg zurück nach Dresden.

Überreichung der Stempel

Überreichung der Stempel

Dr. Frank Metasch vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde beschloss das Vortragsprogramm mit einem Thema, was momentan nicht nur aktueller denn je ist, sondern sich dieses Jahr auch zum hundertsten Mal jährt – das Trauma Hyperinflation 1923 in Sachsen. Noch heute sind die Erfahrungen dieser Zeit tief im öffentlichen Gedächtnis verwurzelt und schüren weiterhin die Angst vor ähnlichen Entwicklungen.

Ein Dankeschön für unseren Vorstandsvorsitzenden Matthias Grimm

Ein Dankeschön für unseren Vorstandsvorsitzenden Matthias Grimm

Neben dem Eligiuspreis wurde noch eine weitere Würdigung vergeben. Den diesjährigen Ehrenpreis der DNG erhielt Hans Friebe, der mit dieser Ehrung überrascht wurde. Friebe war langjähriges Vorstandsmitglied der Freiberger Münzfreunde und hat sich nicht nur als Redakteur der Freiberger Münzblätter verdient gemacht. Darüber hinaus zeichnet er für viele Publikationen u.a. zur Geschichte der Freiberger Münzstätte, über Franz Kratochwil und die Sophiendukaten verantwortlich.

Der Sonntag wartete mit einem entspannten aber nicht minder interessanten Veranstaltungsplan auf. Neben der Hauptversammlung der DNG bestand die Möglichkeit, das Napoleonzimmer im ehemaligen Palais Brühl-Marcolini (dem heutigen Krankenhaus Friedrichstadt) zu besuchen sowie bei einer Führung auf dem Alten Katholischen Friedhof die Grabstätten von Carl Maria von Weber, Balthasar Permoser, Gerhard von Kügelgen und anderen Dresdner Persönlichkeiten kennenzulernen. Und natürlich durfte auch die Münzbörse im Stammlokal des NVzD, dem Café Friedrichstadt nicht fehlen.

Ein Teil unseres fleißigen Vorstand-Teams

Ein Teil unseres fleißigen Vorstand-Teams

Die diesjährige Tagungsmedaille entstand nach einer Idee von Matthias Grimm. Den Entwurf lieferte Gert Rothe. Stempelschnitt und Prägung erfolgten durch Ralf Exner, Inhaber der 1. Dresdner Medaillenmünze Glaser & Sohn GmbH. Die Vorderseite zeigt die Stadtsilhouette Dresdens mit den markantesten Gebäuden. Zu sehen sind (v. l. n. r.) die Kuppel der Kunstakademie (im Volksmund Zitronenpresse genannt), die Frauenkirche, der Hausmannsturm des Residenzschlosses, die katholische Hofkirche, das Kronentor des Zwingers sowie die Semperoper. Darunter befinden sich die Wappen des Kurfürstentums, Königreiches und Freistaates Sachsen. Die Rückseite wird von einer sitzenden weiblichen Gestalt – der Clio, die Muse der Geschichtsschreibung – dominiert, die das Signet des NVzD hält. Im schwungvollen Bogen darüber präsentiert sich ebenfalls die Stadtsilhouette von Dresden als lokalen Bezug zum Wirkungsort des Vereins. Am rechten Rand sind von oben nach unten – einem Füllhorn gleich – immer kleiner werdend, Miniaturausführungen von Münzen zu sehen, die die Vielfalt der Sammel- und Forschungsthemen unserer Mitglieder symbolisieren sollen. Die Auflage beträgt 30 Exemplare in Silber und 70 Exemplare in Bronze. Es sind noch Restbestände vorhanden. Interessenten können sich gerne über unsere Homepage an den NVzD wenden.

         

Vielen Dank allen Beteiligten! Darüber hinaus dankt der Numismatische Verein zu Dresden ganz herzlich Herrn Dirk Hilbert, Oberbürgermeister der Stadt Dresden, sowie Frau Prof. Dr. Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, für die Schirmherrschaft. Ein großes Dankeschön geht weiterhin an das Dresdner Münzkabinett und das Marketing der SKD sowie natürlich an alle Sponsoren und Unterstützern – die Münzhandlung und Auktion Heidrun Höhn e.K. Leipzig, die Fritz Rudolf Künker GmbG & Co. KG Osnabrück, die Ostsächsische Sparkasse Dresden und die Deutsche numismatische Gesellschaft. Und nicht zuletzt natürlich auch vielen Dank an alle Referenten und Teilnehmer, die das Münzsammlertreffen zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben!

Die Vorträge werden in einem Tagungsband, der Dresdner Numismatischen Hefte Nr. 12 publiziert, der Beitrag über die Geschichte der Dresdner Münzstätte wird als eigenständige Publikation veröffentlicht.                                                                                       

Katharina Lang und Matthias Grimm